Das Internet ist ein netter Spielplatz, doch es kann weniger nette Folgen haben. Mittlerweile eine Binsenweisheit. Als Anfänger hat so ziemlich jeder mal irgendwas abgelassen, irgendwelches Zeug in nen Guestbook getippt. Schnell mal sich im Forum zu Wort gemeldet und derartiges Zeug. Irgendwann stellte man fest, es ist noch nach Jahren nicht nur vorhanden, sondern auch noch mit den richtigen Stichworten fix aufzufinden. Selbst wenn es seinen Zweck längst erfüllt hat, oder wenn man seine Ansicht etwas geändert hat. Jedenfalls hat man so mit den Jahren einiges von sich preisgegeben und das kann ja gegen dich verwendet werden. Jenau, wie vor Gericht. Jedes Wort kann gegen dich verwendet werden und deswegen gibt es ja Anwälte, deren Aufgabe es sein sollte, dir zu sagen, wann du besser die Klappe hältst. Im Internet gibt es solche Helfer noch nicht und da jedes Wort gegen dich verwendet werden kann, gibt es Personalchefs, die mal genauer nachsehen, was dieser nette junge Mann, oder diese reizende Dame so in ihrer Freizeit treibt, was sie für Ansichten vertritt und auf welchen Feten sie sich danebenbenimmt.
Nachdem sich die Öffentlichkeit langsam für dieses Problem interessiert, wirft das naturgemäß Fragen auf. Wie stehts da um die Meinungsfreiheit? Da erinnert man sich an den alten Begriff, der Gitter im Kopf. Ein Begriff aus der Zeit der "Unterstützung einer Kriminellen Vereinigung," der seinerzeit aufkam. Als sich für einige die Frage stellte, was darf ich noch schreiben, ohne beizeiten Post von der Staatsanwaltschaft zu erhalten und froh sein, wenn es nur Post ist.
Was kann ich in meinen Blog schreiben, was für Bilder kann ich reinsetzen? Oh weh, das könnt ja mal ein Personalchef zu sehen bekommen, wenn ich mich mal bewerbe. Da braucht man echt keine Verbote mehr, die User haben die Schere im Kopf und zensieren sich schon selbst. Orwell hätte seine helle Freude daran. Das Prinzip jeder Diktatur, sorge dafür, das die Menschen sich selbst überwachen und du brauchst keinen Überwachungsapparat. Menschen die Schiß haben, zensieren sich effektiver als jeder Überwachungsdienst das könnte.
Demokratie? Freies Forum Internet? Na das wars dann wohl. Dann können sich nur noch Rentner im Netz offen zu Wort melden, oder Leute, die eh nichts mehr zu verlieren haben.
Das wirft ein Schlaglicht auf unsere Wirtschaftsvertreter. Was für Mitarbeiter suchen sie wohl? Nicht schwer diese Frage zu beantworten. Strebsame junge Leute, die arbeiten, am besten für wenig Geld, noch besser, sich gleich ihr Gehalt mitbringen, oder am schönsten, sie würden noch dafür bezahlen, das sie arbeiten dürfen. Jedenfalls brav die Schnauze halten, dankbar für die Gnade der Einstellung sind und für die Arbeit leben. Über ihr Privatleben steht nichts im Netz, denn so was haben sie nicht. Privatleben ist was für Weicheier, der moderne Mitarbeiter geht heim um zu essen und zu schlafen, damit er wieder fit für die Arbeit ist. Wenn das Bild des zukünftigen Mitarbeiters so aussieht, dann sei den Personalchefs empfohlen, sich ihre Mitarbeiter unter den Zeugen Jehovas auszuwählen, die erfüllen diese Voraussetzungen am ehesten. Einen Nachteil haben sie dann doch. Ihr Missionseifer kann schon mal nervig werden, doch darüber muß man hinwegsehen. Dafür können sie nichts, sie müssen ja werben, das ist ihnen von ihrer Sekte so befohlen. Die Netzrecherche über solche nette, saubere, stets ordentlich gekleidete Leute und bei den Frauen, stets unauffällig unerotisch gekleidet, kann sich der geneigte Entscheidungsträger sparen. Die veröffentlichen nichts eigenständig im Netz. Was öffentlich gesagt wird, bestimmt die Sekte. Jedenfalls bekommt man hier brave Mitarbeiter, die sich nie in der Gewerkschaft organisieren würden, die stellen auch keine Lohnforderungen denn ihr Lohn ist ohnehin das Himmelreich.
Aber Geduld und auf den Fortschritt warten, der löst das Problem von selbst. Dann, wenn ohnehin keine Menschen mehr für die Arbeit gebraucht werden. Die Maschine hat nichts bei Facefuck ähm sorry, Facebook hinterlassen und stellt auch keine Urlaubsfotos vom letzten Saufgelage auf Malle ins Netz.
Für den Personalchef.
Herzlichen Glückwunsch, sie haben mich im Internet gefunden. Offenbar haben meine Bewerbungsunterlagen ihnen zugesagt und ihr Interesse geweckt. Verständlich, das sie noch mehr über mich wissen wollen und daher habe ich diesen Eintrag extra für ihre Internetrecherche geschaffen. Hier erfahren sie Dinge über mich, von denen ich nicht mal wußte. Das Bilddokument zeigt mich bei einer meiner typischen Freizeitbeschäftigungen und nebenher erfahren sie was über meinen Freundeskreis. Schauen sie sich den Haufen mal an, wer solche Freunde hat....!
Sicher erfreut es sie jetzt einige Einträge über typische Gewohnheiten ihres künftigen Mitarbeiters zu lesen. Bitte, den Gefallen tue ich ihnen gern. Ich bin ein Mensch mit Eigenschaften und Gewohnheiten, auch wenn die meisten davon schlecht sind. Ich rauche gerne, besonders bei der Arbeit. Noch lieber rauche ich statt zu arbeiten. Soll heißen, wenn die Kippe raucht, hat die Arbeit Pause.
Mit dem Alkohol habe ich keine Probleme. Hochprozentiges hat in meiner Gegenwart keine hohe Lebenserwartung. Sie sehen, ich habe meine Flaschen ähm tschuldigung, mein Leben im Griff.
Des weiteren sehen sie Links zur Hanfparade und einigen Hanfseiten, was sie bitte nicht zu falschen Schlussfolgerungen verleiten sollte und das Bild meiner Balkonplanze, das ist eine Yuccapalme, echt.
Das alte Schwarzweißfoto, das mich mit einer Tüte zeigt könne zu voreiligen Schlussfolgerungen verleiten. Ich kann ihnen versichern, ich habe nicht inhaliert. :-)))
In meiner Freizeit bin ich ein begeisterter Netzsurfer, noch mehr begeistert bin ich wenn ich bei der Arbeit im Netz surfen kann. Daher interessiert sie sicher, wo ich so alles surfe und zu diesem Zweck habe ich einige Links für sie.
Der Link oben führt sie zur Seite, Sauf und Kneipenlieder, von der Sorte; Solang der Arsch in die Hose passt, wird keine Arbeit angefasst.
Der nächste Link führt sie auf die Seite der APPD deren Leitspruch, Arbeit ist Scheiße, lautet. Anbei noch ein Link zur Seite, Freiheit statt Vollbeschäftigung.
Folgen sie den nächsten Link, er bringt sie zu der nützlichen Seite mit hilfreichen Ratschlägen von der Art, Hundertundeins Möglichkeiten deinen Chef in den Wahnsinn zu treiben. Da können sogar sie noch was dazulernen.
Die folgenden Links geleiten sie zu meinen bevorzugten Pornoseiten, die ihnen sicher viele Anregungen bereiten und eine Liste der schönsten Dialer und Viren installieren werden, die ihr Schutzprogramm garantiert noch nicht kennt.
Sicher interessiert sich noch mein privates Fotoalbum vom FKK am Baggersee. Besonders freuen wird sie das kleine Javascript, das alle Daten von ihrer Festplatte unwiederbringlich löschen wird und ihren Rechner zum Bratherd umwandelt. Halten sie rechtzeitig die Pfanne mit Rührei bereit, oder einen Feuerlöscher.
Nachdem sie nun alles über mich erfahren haben und mich nun besser kennen als ich selbst, freue ich mich auf eine persönliche Vorstellung und auf ihre Hackfresse.