Wenn der Main mal wieder über die Ufer tritt, dann ist das zumindest in Frankfurt oder auch Offenbach ein Schauspiel. Dann gibt es Katastrophentourismus vor der Haustür und mit Kamera bewaffnet, von fetter Digicam bis zur Retina Baujahr 1950 ziehen die Frankfurter an de Maa wie das auf Hessisch heißt. Da bekommt man live und umsonst nette Bildmotive geboten und gnadenlos werden Enten und Treibholz ins Visier genommen. Mainhochwasser gehört zu den Fluten die Freude machen, besonders den Enten und Schwänen.
Die Katastrophentouristen sind immer die anderen, selbst hat man ja damit nichts zu tun. Nur zufällig hier? Zufälle gibt s. Wer mit Kamera bewaffnet sich das Hochwasser anschaut schadet niemanden und jeder hat das Recht sich die Welt live anzusehen und nicht erst auf die Zeitungsbilder zu warten. Meist sind es die Medien die mit erhobenen Zeigefinger dieses Bedürfnis der Menschen verurteilen, dabei aber übersehen, das sie selbst nichts anderes machen und davon leben, ihren Lesern das zu zeigen, was sie nicht selbst zu sehen bekommen. Bei Mainhochwasser können die Frankfurter sich selbst vor Ort ein Bild machen, mit Kamera im Wortsinn.
Saul 2002