Nach der Wahl dauert es stets etwas, bis die Plakate wieder von der Straße verschwinden. In Frankfurt gibt es eine Frist von zwei Wochen. Doch bereits vorher werden sie wieder eingesammelt, in abgelegenen Ecken bleiben dann noch vergessene Überreste liegen. Bis dahin werden die stehengebliebenen Teile noch als Werbefläche mißbraucht. Wenn sie dafür noch zu gebrauchen sein sollten und sich nicht diverse Zeitgenossen daran derart abgemüht haben, das die Grundausstattung etwas zu sehr gelitten hätte. Sich an den Wahlplakaten abzureagieren, ob aggressiv oder kreativ ist ein traditioneller Volksbrauch, könnte man fast so betrachten. Doch nach der Wahl ist es genug, so könnt man meinen. Nach dem Wahlsonntag hat es ja keinen Sinn mehr, sollt man doch mal meinen. Was unterstellt, das es vorher einen Sinn gehabt hätte. Dabei glaubt doch niemand, das Wahlergebnis mit etwas Humor, mit kreativen Wandalismus oder nur Zerstörung ändern zu können. Darum kann es also nicht gehen. Auf Wahlplakate schreiben, kleben oder was auch immer, ist eine Form von Kommunikation. Aber mit wem und warum? Sicher stellt es eine Einwegkommunikation dar, wie ja auch die Plakate selbst nur eine Kommunikation in eine Richtung darstellen. Sie wenden sich an zufällig vorbeikommende Menschen, also an alle und jeden und niemanden. Wer darauf kritzelt, die Faces verunziert oder sonstwas mit anstellt, wendet sich an eine anonyme Öffentlichkeit, die heute nur durch die Veröffentlichung im Netz erweitert wird. Oder es sind Enttäuschte, die der Politik im Allgemeinen und den Parteien im Besonderen mal ihr Missfallen ausdrücken wollen, welches umso größer ausfällt, je geringer ihr Einkommen ist. Zumeist wenn sie aus der Kneipe kommen und wenn kein Stift verfügbar, dann tut es notfalls die Schuhsohle. Doch zurück zur kreativen Gestaltung. Früher war der Aufwand geringer, es fehlte zumeist die mediale Rückmeldung. Das mediale Feedback verschafft man sich in Internetzeiten selbst. Nicht genug, was auf die Plakate zu setzen, man muß sie auch ablichten und im Netz der Webgemeinde vorstellen. Dies motiviert auch für etwas größere Aktionen. Das ist heute ohnehin ein Motiv und dann freut man sich auch noch über die bequemen Werbeflächen vor der Haustür. Aber irgendwann ist mal wieder Ruhe. Ja schon, nur eine Deadline gibt es nicht. Auch hinterher darf man noch was draufkleben und sei es nur ein "Danke." Für die Malfläche? Für die gefrusteten Parteihelfer? Oder stellvertretend für die FDP deren Wahlhelfer die Kraft für den obligatorischen Klebestreifen mit dem "Wir danken unseren Wählern" oder in der Art, fehlt. Bis dahin darf man noch etwas fun haben und vorbei ist es, wenn die Plakate wieder in den Parteikellern verschwunden sind, bis zur nächsten Wahl. 2014 ist Europawahl und dann gibt es auch wieder nette mal und Klebeflächen. |