Der Webauftritt der Konkret lässt nach wie vor zu wünschen
übrig. Sind eben der Ansicht, wenn wir alles online stellen, wer kauft dann
noch die Konkret? Doch das ist hier nicht Thema. In der Kreide. So ist ein
lesenswerter Text von Leo Fischer (auf seinen Blog ist der Text abrufbar) überschrieben und hier geht es um
Kreideinschriften die Frankfurts Straßen (unter anderem) seit geraumer Zeit
zieren, oder eher verunzieren. Nicht das Straßen in der Regel schön wären, es
sind eben nur Straßen. Doch diese Botschaften nerven mittlerweile.
Das Zeug nervt? Kreide auf der Straße war früher was für
Kinder und da durften sie ihre ersten Schreibversuche mit machen und doof mit
einen o schreiben. Straßenkreide (Markierungskreide für Unfallaufnahme) für
politische Botschaften zu verwenden hat sich seit ein paar Jahren in der
Bewegung breitgemacht, besonders bei der Occupybewegung.
Weil nicht verboten, keine Sachbeschädigung lässt sich Kreide grad mal auf der
Demo anwenden. Soweit so gut erstmal, sollt man meinen und das Zeug ist ja auch
beizeiten wieder weggewaschen.
Der Konkretartikel beginnt mit dem Occupycamp
seinerzeit vor der EZB.
Protest auf
Steinzeitniveau. Die Banker die täglich am Occupy
Camp Frankfurt vorbeiliefen, kamen aus dem lachen nicht mehr heraus, wenn sie
mit ihren ultramodernen Telefonsystemen Handzettel und Basteleien aus Alufolie
fotografierten.
Doch es geht noch
einen Zacken regressiver – von der Steinzeit in die Kreidezeit. Seit einiger
Zeit laufen durch großdeutsche Innenstädte Aktivisten, die ihre Botschaften mit
der geringstmöglichen Halbwertzeit ausstatten – und
sie mit Kreide hinterlassen.
Mit Kreide fremdes
Eigentum zu bemalen ist legal …… In den Internetforen ……
bildet man sich auf die eigene Unerheblichkeit einiges ein – und feiert dabei
Helden.
Wie jene in Frankfurt,
wo es seit Herbst 2013 praktisch keinen größeren öffentlichen Ort gab, an dem
nicht die Botschaft „earthlings.com“
gelesen werden konnte – meist in Kombination mit rätselhaften
Mitteilungen wie unreine Haut …..
Über den Film auf youtube auf den
diese Botschaften verweisen lesen wir folgende Beurteilung.
Zweifelsohne: Vegetariertum ist eine gute Sache, Veganismus
sogar eine sehr gute. Doch keine Sache kann so gut sein, dass sie nicht von
deutscher Hand so lange mit Wahn, Haß und Verblendung
durchdrungen wird, bis sie von der bösen nicht mehr zu unterscheiden ist.
Nun stellt sich also die Frage, welches Problem machen
Kreidebotschaften ausgerechnet in Frankfurt, einer Stadt voll von Graffiti und Streetart und wo es auf den einen oder anderen Strich auch
nicht mehr ankommen sollte. Es ist nicht die Kreide, es ist der messianistische Eifer der hier bitter aufstößt. Man schaut
sich das Zeug an und auch wenn man grad aus einer Zeitmaschine aus der
Vergangenheit käme, nie was von youtube oder der
Endung .com gehört hätte, geschweige eine Vorstellung
hätte, das es Internet gibt, eines würde auch einen Besucher aus dem Jahr 1980
sofort auffallen. Da hat jemand eine (glaubt er) sehr wichtige Botschaft an
seine unwissenden bemitleidenswerten Mitmenschen zu vermelden und die muß er ihnen mit allen verfügbaren Mitteln einhämmern. Sie
ist so lebenswichtig das sie jeder, aber auch wirklich jeder lesen sollte. Und
er ist von seiner Botschaft überzeugt, wie nur ein religiöser Eiferer von
seiner Mission überzeugt sein kann und sie überall verbreiten will um all die
armen Seelen vor der ewigen Verdammnis zu retten. Und genau das macht die
Geschichte die dahintersteckt ungenießbar. Tierschutz und Kritik an
Massentierhaltung sind ja an sich durchaus zu begrüßen und nachvollziehbar. Doch
in den Händen der falschen Vertreter wird der Inhalt kontraproduktiv. Wäre man
Verschwörungstheoretiker, es wäre naheliegend das Gerücht in die Welt zu
setzen, die werden alle von der Fleischindustrie bezahlt um die Gegner der
Massentierverwertung zu diskreditieren.
So weit muß man gar nicht gehen,
nein, die muß niemand für ihren Wahn bezahlen. Sie
arbeiten freiwillig und umsonst und merken dabei nicht mal, dass sie oft genau
das Gegenteil erreichen. Irgendwann entstehen auch beim Gutwilligsten Abwehrreaktionen
und man fängt an Witze zu reißen. Ich kaufe mein Fleisch nur beim veganen Metzger. Vegetarier fressen meinen Viechern die
Körner weg. Natürlich wurde dieses Ferkel gewaltfrei im Beisein seiner Eltern
geschlachtet.
Die quasireligiöse Strenge und der messianische Eifer ist es
der misstrauisch machen sollte. Von solchen Leuten ist wenig Gutes zu erwarten,
sollten sie erst die Macht zu haben. Und so neu ist das auch nicht. Schon in
den 20ger Jahren gab es in Deutschland Vegetarier in weiten Kreisen und nicht
wenige Intellektuelle, die scharfzüngig Kritik daran formulierten. Manche sahen
in diesen, gegen Genussmittel sturmlaufenden
Zeitgenossen nur ein Krisensymtom dieser Zeit. Der
individuelle Versuch, wenigstens sich selbst durch Verhaltensänderung aus den
Krisen retten zu können, wenn schon jeder Versuch die Probleme dieser Zeit zu
lösen unmöglich erschien. Reinige dich durch Askese vom Schmutz dieser Welt
dann sind Inflation, Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise nur noch halb so
schlimm. Den Linken erschien vieles davon recht verdächtig und viele lehnten
diese Bewegung als kleinbürgerliche Verirrungen ab, die kaum die wirklichen
Probleme der Arbeiterklasse lösen konnten. Eine etwas verkürzte Sichtweise. Die
Lebensreformer als Teil der Jugendbewegung der Jahrhundertwende vertraten
ebensolche Ideen wie die heutigen Tierrechtsleute, woran wir sehen, hats alles schon mal gegeben.
Und auch in der Reformbewegung der Weimarer Zeit fehlte es
nicht an Eiferern und selbsternannten Aufklärern mit oft genug obskuren
Theorien. Sie haben (un)würdige Nachfolger gefunden.
Am 12. 4. ist in Frankfurt wieder eine Demo angekündigt. Da
darf man die veganen Frustfressen mal live auf der
Straße bestaunen und sich die Frage stellen, warum eine an sich gute Sache so
wirkungslos bleibt. Ich erinnere hier an eine Spiegeltext vor etlichen Jahren (Offlinesteinzeit) über Naturschutz in dem bereits zu lesen
stand, obwohl eine der größten Bewegungen, ist sie doch eine der
wirkungslosesten geblieben. Die Gründe für kommen einen erstaunlich vertraut
vor.
Soll heißen, Tierschutz als Hobby einer kleinen Gruppe und
der Rest lässt allenfalls mal kurzfristig die Finger von den Eiern, wenn mal
wieder was durch die Medien geht. Danach ist s schnell vergessen und die
nächste Ladung Spiegelei fällig.
Der Konkrettext endet wie folgt. …..und
doch stimmt die Sache eher traurig. Erscheint sein ganzes Tun doch als
Karikatur der postmodernen Linken: radikale Vereinzelung, quasireligiös
motivierte Selbstbeschränkung in der Wahl von Mitteln und Zielen, Pflege des
guten Gewissens statt der guten Sache. Immerhin: Tiere kamen bei den Aufnahmen
nicht zu Schaden.Und so sieht das Zeug aus. Kreide ist übrigens abwaschbar. |