Sonntag, 1. Juli 2018

Plakatwerbung

Na da haben die Werbefritzen einen Treffer gelandet. Absicht oder Zufall? Die Comicfrau mit 3 D Datenbrille passt in genau diese Zeit der Illusionen, die man den Leuten macht. OMG was seh ich da für Karrieremöglichkeiten? Der altbekannte Spruch bei der Bewerbung. Wo sehen sie sich in fünf Jahren? Gutgelaunt vor deinen Sarg. Das wäre mal ne Antwort. Aber wer würde das schon bringen? Na erzähl das mal der Comicdame kurz vor dem Orgasmus über ihren Eintritt ins Paradies der Arbeitswelt. Früher war das Paradies der Kommunismus oder wenigstens das Reich jenseits der Arbeit. Heutzutage hat es den Anschein, als könne es die Jugend nicht erwarten Karoshi zu begehen. Jahre der neoliberalen Hetzpropaganda haben wie es scheint, ihr Werk getan. Arbeit, Arbeit, Hauptsache Arbeit. Dafür machst unbezahltes Praktikum, noch ein unbezahltes Praktikum, noch ne Ausbildung und hoffst auf das Paradies eines Startplatzes im Rattenrennen. Oder auf die Chance des Aufstiegs im Hamsterrad. Nur es hat sich herumgesprochen. Ein Hamsterrad sieht nur von innen aus, wie eine Karriereleiter. Und so dürfen sie natürlich hoffen und nur keinen Gedanken an die Ausgegrenzten verschwenden, die das bereits hinter sich haben und die mit Hartz 4 längst aus dem Spiel draußen sind. Erinner mich noch gut an die Hartz 4 Montagsdemos, als es von einigen Kids hieß, ihr seid der letzte Dreck. Ja, sie hattens kapiert. Sie sind jung (heute nicht mehr ganz so jung)  dürfen drauf hoffen, daß sie einen guten Platz im Hamsterrad finden und nur nicht an die Verlierer denken. Da könnten ja so verstaubte Begriffe wie Solidarität hochkommen. Stört nur beim Konkurrenzkampf. In welcher Propagandameldung irgendwelcher linken Gruppen hätte ich sowas lesen können? Eben.
Doch zurück zur Graphik. Wir leben schließlich nicht umsonst in digitalen Zeiten und auch wenn die Taucherbrille noch etwas klobig daherkommt, sie weist in die Richtung der virtuellen Realität. Da schauen wir künftig das Paradies. Die Verheißungen wenn sie schon nicht für alle zu erfüllen sind, darf hier jeder zumindest virtuell genießen. Und in dem Film Ready Player One, wird das durchaus nett vorgeführt. Eine Welt in der nicht nur die virtuelle Realität bestimmend ist, in der auch die digitale Arbeitswelt aus einer neuen Form der Schuldknechtschaft besteht. Die da vorgestellte Arbeitswelt zeigt die Träume des neoliberalen Aktionärskapitalismus. Den Film könnte ich als Alternative zum BWL Studium empfehlen. Aber gut, setzt euch die Datenbrille auf und lasst euch die wunderbaren Welten der Aufstiegsmöglichkeiten vorführen. Ihr müßt nichts weiter tun, als schaffe, schaffe und nochmals schaffe. Unbezahlte Überstunden? Sind Karriere fördernd, so heißt es. Und passenderweise lebt man ja in Deutschland ohnehin um zu arbeiten. Andere Völker arbeiten um zu leben. Ja, die faulen Südländer. Was wär der Mensch ohne seine Vorurteile?
Derart gehirngewaschen geht’s in die Arbeitswelt und zum Burn Out. Arbeit muß ohnehin billig wie Dreck werden, so der Glaubenssatz der Neoliberalen. Nun dann sollen sie auch Dreck bekommen, so müßte die Antwort lauten.
Was bleibt? Nur die Hoffnung, irgendwann rafft es auch der Dümmste, das auch in der digitalen Arbeitswelt die alten regeln gelten. Versuch die Arbeit in die Pfanne zu haben? Die haut eher dich in die Pfanne. Arbeit bis alles weg ist? Bekommst noch mehr Arbeit. Mach die Arbeit von zwei Leuten? Fliegt einer raus. Und verlange nichts, dann wirst auch genau das bekommen. Wer sich von der Arbeit erschlagen lässt, wird es auch.