Montag, 29. August 2022

Frankfurt Hanau Koblenz









Naive Malerei?

Wir sind alles Frankfurter. So der Titel dieser Malerei auf dem Bretterzaun. Und was stört mich daran? Es ist die graphische Bankrotterklärung. Schauen wir uns das mal an. Mit einer Selbstverständlichkeit als wär das schon immer so gewesen, wird ein türkisches Mädchen mit Kopftuch dargestellt. Durchaus realistisch und genau das ist das Problem. Sie sind bereits Teil der Alltagskultur und man scheint kapituliert zu haben. Vor einer reaktionären Ideologie, deren Vertreter in Europa meinen, sie können tun was sie wollen.
Für diese Migrantenkultur! gelten die Gesetze nicht, für sie gilt die Scharia. Jedenfalls für ihre Töchter, die sie unbedingt unter Kontrolle halten müssen.
Und dafür gilt der Dresscode, der bereits auf fünfzig Meter zeigt, diese Frau steht unter Kontrolle der Familie und hat nichts zu entscheiden. Wer so rumlaufen muß, zeigt, ich gehöre nicht zu dieser Gesellschaft. Ich gehöre zur muslimischen Welt und habe nichts zu sagen. Integration kannst vergessen. Die ist weder vorgesehen noch erwünscht. Dann könnten sie ja auf dumme Gedanken kommen und sich fragen, warum dürfen die deutschen Mädchen alles, warum darf ich nichts? Dies wird in etlichen Bildern genauso dargestellt und damit weder kritisch hinterfragt, noch als das dargestellt, was es ist. Eine Abspaltung von der Gesellschaft. Ob Kopftuch oder nicht, ist doch egal. Alles ist erlaubt. Genau das tun solche Bilder uns einreden.
Nein, es ist nicht egal und eben diesen Mädchen ist nicht alles erlaubt. Im Gegenteil, fast alles ist ihnen verboten. Doch genau das erscheint in der Bildersprache. Ob weiß oder braun, egal wie gekleidet, all diese Kinder sind gleich und lieben sich. Nein, sind sie nicht, wir wissen es besser, oder können es besser wissen. Viele wollen es nicht wissen und haben sich damit abgefunden, oder bezeichnen diejenigen die darauf hinweisen, gleich als Rassisten.
Traurig ist es, wenn Writer sich daran beteiligen und offensichtlich nicht kapieren,wofür sie Propaganda machen. Wer unter dieser multikulturellen Ideologie leidet, sind ja nicht ihre naiven Befürworter.
In der Szene geht es ohnehin nur drum wie gut Graffitibilder ausgeführt sind. Graffitibilder werden darüber hinaus nach wie vor nicht weiter ernst genommen, daher macht sich auch kaum jemand die Mühe, sie inhaltlich zu kritisieren. Auf diesem Blog schon.

Und dies führt zum Thema, Writer und Politik.

Dump Koch, damals in New York. Da haben sich Writer politisch geäußert. Oder ‚Babu go home‘ in München, wobei Babu für Bahnbulle stand. Sonst war Politik in der Regel kein Thema. Auch als es nach Europa kam und speziell nach Deutschland, zunächst einmal Westdeutschland und Westberlin, ging es eher selten um Politik. Eine Ausnahme war der Golfkrieg. Doch davon abgesehen, Writer waren je keine Parolenmaler und das notorisch pubertäre ‚fuck the police‘ besagt nicht viel. Wenn im Charakterbild mal was inhaltlich wurde, bezog es sich auf die New Yorker Szene. Bei legalen Arbeiten. Etwa in Jugendzentren, durfte es auch mal inhaltlich werden und da waren die Themen wie Rassismus, Solidarität  oder Umwelt gefragt. Im Grunde das was allgemein vertreten wurde und nicht aneckte. Im Juz wurden auch die Hip Hop Szenefrauen gemalt und ein Frauenbild dargestellt, das in linken Zentren eher mit Vorbehalt betrachtet würde.
Und da haben wir schon die Einschränkung. In linken Zentren ist die Grenze enger gesetzt. Da kriegen manche bereits bei ner gesprühten Frau ihre Zustände, weil das ja sexistisch ist. Schaut man sich einige legalen Wände so an, man sieht welche Themen erwünscht sind. Rassismus und gegen Nazis geht immer. Die Bilder der Toten von Hanau gesprüht unter der Friedensbrücke waren ein gern gedrucktes Bildmotiv in den Medien. Wogegen auch zunächst nichts einzuwenden ist.
Derzeit ist es das Thema Ukraine. Ist ja auch Ok sich mit Graffitibilder zu positionieren, nur gehört dazu nicht viel. Hier nicht, in Russland sähe das schon anders aus.
Gibt es auch ein Motiv, das Solidarität mit Salman Rushdie bezeugt? Hab noch keines gesehen. Kein Thema für Writer?
Anfangs war von Writer nicht viel zu erwarten. Sie waren jung und Politik interessierte meist wenig. Mittlerweile sind sie älter geworden und dürften dazugelernt haben. Und gegen sowas, das man eine eigene Meinung nennt, ist auch nichts einzuwenden. Was nicht heißen soll. Das sie sich zu allem und jeden positionieren müssen, vor allem dann, wenn das Hintergrundwissen fehlt. Dann können auch Writer schnell ihr eigenes Denkmal ruinieren, wenn sie anfangen unausgegorenen Mist von sich zu geben. Ist schon anderen Künstlern die nichts mit Graffiti zu tun hatten, passiert. Verweisen lässt sich auf solche deren Mitgliedschaft bei Scientology nicht gerade förderlich war, oder andere, die sich zu Corona und Impfen äußerten und da wurden schon mal Fragen laut, ob mit dem Alter der Verstand nachlässt. Nicht das Künstler sich nicht engagieren dürfen. Es gibt freilich umstrittene Bereiche da wird’s riskant. Eine fette Friedenstaube zu malen, wer kann denn was dagegen haben? Eben. Dann hast eben nicht überall Freunde. Siehe Brigitte Bardot, die mehr aus umstritten ist. Bei Einwanderung und Islam kann es nur affirmative Meinungen geben. Oder aktuell J. K. Rowling die sich positionierte und damit einen Shitstorm auslöste und zudem viele traumatisierte Fans zurückließ, die glauben, ihr Star, Autor oder wie auch immer, sei ihr persönliches Eigentum und darf nur Ansichten vertreten, die niemanden stören, vor allem den Fan nicht.
Positionier dich inhaltlich zum Thema Gendersprache. Da bringst besser gute Nerven und ein dickes Fell mit.
Zugegeben, Writer sind keine Rockstars oder über die Szene hinaus bekannte Namen. Was nicht heißt, das sie sich darüber keine Gedanken machen sollten. Für eine Firma zu sprühen hat noch keinen geschadet, ist halt n Job. So wie Werbefirmen für ein Produkt werben, von dem sie selbst nicht viel halten müssen. Job ist Job. Oder so. Bier ist Bier und Dienst ist Dienst.
Wenn Writer Aufträge zu diversen Themen übernehmen, zeigt sich zu oft eine inhaltliche Verflachung. Nett gemalt, aber langweilig. Es soll sich niemand gestört fühlen. Dies ist keineswegs überall so. Nicht wenige geben sich durchaus Mühe ein Thema kreativ umzusetzen. Und daß man bei einer Arbeit für einen Kindergarten die Wand nicht mit Monster verunstaltet, versteht sich von selbst. Nur, wo ist denn das Problem? Es liegt in der Produktion von Mainstramthemen die niemand verstören sollen und an die Naive Malerei erinnern. Was mithin dazu beigetragen hat, sie als Kunstform nicht ernst zu nehmen. Da wo sie Illegal ist, beschäftigt man sich ohnehin nicht mit dem Inhalt. Ausgehend von dem bekannten Spruch; Das Medium ist die Message, könnte es hier heißen, das illegale Graffiti ist die Botschaft. Bei ‚legal walls‘ darf man auch inhaltliche Fragen stellen. Sprüher die länger dabei sind, müssen nicht mit dem Maßstab gemessen werden, den man bei Jugendlichen anlegen würde. So erwartet man von einen Writer der die Vierzig überschritten hat inhaltlich auch etwas mehr als ein 'Fuck the Police.' Das kannst den Kids überlassen. Da passen irgendwie die Inhalte nicht so ganz, mit denen man eher ein Bilderbuch für Kinder füllen kann. Schaut man sich das Bild mit den multikulturellen Kids an, da wird es offensichtlich.
PS: Nun könnte ich noch die Frage stellen, was willst als Writer eigentlich? Reicht die Kohle für den Auftrag nicht? Wieso noch Anerkennung? Für die kannst die eh nichts kaufen. Reicht die Anerkennung (Fame) der Szene nicht? Wenn ja, ok, geht mich nichts an. Es hieß aber bereits vor Jahren (um 89 von Peter Kreuzer), was die Jugendlichen wollen, ist daß ihre Arbeit anerkannt wird. Und nicht nur, gebt denen halt n paar Mauern, die werden eh bald abgerissen. Wie zu sehen, ich bin nicht der erste mit diesen Gedanken, die Idee hatten schon andere. Bisher kommt Graffiti eben nicht aus dem Ghetto von Jugendzentrum und Jugendkultur raus. Doch auch wenn, dann aber nicht um jeden Preis oder unter Aufgabe jeden eigenständigen Inhalts. Nun ja, ich dacht nur, ich sprech das Thema mal an. Wer soll es sonst tun? Oder so. Wer nimmt Writer inhaltlich ernst, daß er sie kritisieren würde?



Koblenz Gepinselte Verteilerkästen.

Nett. ;-))