Mittwoch, 9. April 2025

Deutschunterricht

„Na was haben wir denn da? Einen der Prediger, die auf der Zeil ihren Zweitwohnsitz aufgeschlagen haben und das Konsumvolk mit frommen Sprüchen heimsuchen. Jetzt, da es wieder wärmer wird, kommen sie aus dem Winterschlaf, um wieder ihr frommes Werk zu vollbringen.
Ja und dieser Vertreter seiner Zunft hat sich sichtlich Mühe mit seinem Poster gegeben. Diese Graphik, diese Farben, die Flammen der Hölle. Nette Bildersprache. Nur etwas stimmt da nicht. Über den Verzicht auf Satzzeichen könnte man in dem Fall hinwegsehen. Bei einem Poster darf man auch freier gestalten. Doch über eines lässt sich nur schwer hinwegsehen. „ …… geworfen in den Hölle.“ So steht’s da und natürlich muß es heißen, geworfen in die Hölle. Den guten Menschen dürfte es aus den USA in die Fußgängerzone Frankfurts verschlagen haben und da ist er eben in Grammatik nicht ganz so sattelfest. Kann vorkommen, zumal Deutsch als Sprache nicht so einfach ist. Doch wer agitiert, der sollte genau auf sowas achten, denn man macht sich sonst schnell zur Lachnummer. Will ja niemand. Nun fehlt es sicher nicht an Sprachkundigen, die ihn genau darauf hinweisen könnten. Doch dummerweise hat keiner von ihnen Zeit und Interesse, diesen religiösen Wortmüll auch noch zu lesen. Und auch noch korrigieren? Seh ich aus wie n online Korrekturprogramm? Meinst, ich hab sonst nicht zu tun? Und vielen, die da rumlaufen, würde das nicht mal auffallen. Selbst wenn sie sich die Mühe machen würden, das Zeug noch zu lesen. Das sind diejenigen, deren Deutsch über Free Gaza, Ehre und Handy nicht hinausreicht.
Ok, war das jetzt gemein? Ja, das war es.
Diese Zeilprediger sind so unsichtbar wie die Waschmittelwerbung früherer Tage. Überall zu sehen, allgegenwärtig und daher achtet niemand mehr darauf. Niemand schaut noch hin. So etwa darf man sich das vorstellen.