Irgend
so eine Pfeife auf Indymedia, vermutlich jemand von meinen persönlichen
Indymediafanclub meinte kürzlich, meine Fotos braucht kein Mensch. Hab zwar nur
einen Linkverweis gesetzt. Fotos auf Indy zu posten war schon mal einfacher und
wenn es um die Gesichterdebatte geht, dann lässt man es zweckmäßigerweise
gleich. Hab einfach keinen Nerv mehr auf die ewig gleiche Diskussion. Wozu hast
deinen Webspace? Doch zurück zu den Pics. Es stimmt ja, wer braucht meine
Bilder? Von einigen Ausnahmen wie Demo auf der Autobahn sind mir keine derart
außergewöhnlichen Bilder gelungen, für die es Preise gibt oder die zum
Symbolbild werden. Sogar bei Blockupy hielt sich alles in Grenzen. Sicher sind
mir nette Bilder gelungen, will mich nicht beschweren, nur hätte ich sie auf
Indymedia veröffentlicht, über das Echo muß ich nicht lange nachdenken. Warum
sich das antun?
Doch
dies führt zu einer grundsätzlichen Frage. Wer braucht meine Bilder? Wer
braucht überhaupt Bilder? Klar, das Internet braucht Bilder, weil es ein
Bildmedium ist. Weil wir in einer Medienwelt leben, die ohne Bilder nicht mehr
denkbar ist. Aber es werden ja ohnehin Bilder gemacht, mehr als je zuvor. Die
Anzahl der Fotos/Videos von jedem Großereignis kann man heute gar nicht mehr
übersehen. Also, warum muß ich auch noch fotografieren?
Erinnert
mich an einen Einwand bei der Bilddebatte. Fotos von der Demo werden gemacht.
Hat so ein Schreiber so allgemein in den Raum gestellt. Also lass dein Gerät
weg. Tia, Fotos werden zwar gemacht, aber von wem? Was für Fotos und wer hat
dann überhaupt die Bildrechte oder das Zugriffsrecht? Wer entscheidet dann, was
man davon zu sehen bekommt oder ob überhaupt? Wer sich noch an die linke Ikonographie
erinnert, der weiß welch reduziertes Propagandabild man da oft vorgesetzt
bekommt. Zudem stellt sich die Frage, warum mühen sich Demonstranten mit
Schilder und Transpis ab? Auf der Demo selbst werden sie kaum beachtet oder von
jemand gelesen. Mittlerweile hat jeder die Möglichkeit sich ein „eigenes“ Bild
zu machen und bei der Anzahl der Geräte kann das niemand mehr kontrollieren
oder verhindern. Die Demokratisierung der Fotos ist mittlerweile Alltagsrealität
geworden. Nicht weil die Fotoindustrie diese Absicht hatte, sie wollten Kameras
verkaufen, nothing more und verbreiteten die Diggis, so das heute quasi jeder
überall ablichten kann.
Sicher
werden dabei viele unnütze und sinnlose Bilder gemacht, doch wer will das schon
beurteilen? Wer kann beurteilen, welche Bilder sinnvoll oder unnötig sind?
Tatsächlich mach ich das sogar, denn man kann nicht alles veröffentlichen,
selbst wenn es Technik und Speicherplatz zulassen. Zuviel ist unsinnig, man muß
auswählen. Zwanzig quasi identische Bilder einer Kundgebung sind ne Zumutung,
muß nicht sein und braucht in der Tat niemand. Doch manche Glanzleistung an
Aufschriften darf man der Öffentlichkeit schon vorstellen. Möglicherweise tut
es sonst keiner. Kannst es wissen?
Selbst
mach ich ja auch viele Bilder, die ich früher nie gemacht hätte und die
Mehrzahl der Pics die ich mache, nein, so wichtig sind sie echt nicht.
Trotzdem,
wenn ich mir die Frage stelle, wer meine Bilder braucht, dann könnt ich mir
grad n neues Betätigungsfeld suchen. Die Spinner, die Flugzeuge oder Züge mit
der Kamera sammeln, fragen auch nicht, wer ihre Bilder braucht. Niemand, nicht
mal sie selbst und wo ihre Sammlung nach Auflösung der Wohnung landet, nun ich
hab´s sogar erleben dürfen. Ok, das waren noch Analogbider, also ne fette
Diasammlung. Künftig liegen dann einige
Speicher aufm Boden, unbeachtet und unbrauchbar. Online ist das Zeug längst
gelöscht weil nicht mehr genutzt oder Zugang beendet oder was weiß ich?
Umgekehrt
könnte ich auch fragen, wer braucht die langweiligen Propagandabilder diverser
autoritärer Vereine die sich auch auf Indy präsentieren und nach Kanonenfutter
suchen. Seltsam, die müssen sich solchen Fragen nicht stellen. Na gut, wem s
nicht passt, niemand muß meine Bilder sehen. Wem s nicht gefällt, verzieh dich
von meinen Blog und pfeif dir die Propaganda der hierarchisch paranoid organisierten
Gruppen rein, da gehörst auch hin. Es geht ja gar nicht um lausige Bilder, es
geht tatsächlich um die Angst, die Kontrolle über die „eigenen“ Leute zu
verlieren. Da kann ich euch weitgehend
beruhigen, die habt ihr schon längst verloren.
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